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BAGAASCH-REFUGEE-CUP

Teamfoto

Sieg für Alle – Pokal für Düsseldorf
Manch einer wird sich erinnern: Anfang März lernten wir bei unserer Spendenübergabe in der Notunterkunft Karlshorst den dortigen Heimleiter Ingo kennen. Mit ihm vereinbarten wir damals ein Fußballturnier zugunsten von Flüchtlingen durchzuführen.

Gesagt, getan! Na gut, ganz so einfach war es dann zwar nicht, aber wir hielten Wort. Ingo organisierte die Sportanlage – das BVB-Stadion in Lichtenberg. Eine schöne und sehr gepflegte Anlage mit allem was das Herz eines Fußballfans begehrt (außer Sauna). BVB hat in diesem Fall nichts mit Borussia zu tun, sondern mit den Berliner Verkehrsbetrieben. Eine Anlage mit Tradition – erbaut 1920-1922.

Mit der Planung und Organisation begannen wir dann Mitte März. Das leichteste zuerst – die Fanclubs einladen. Zumindest dachte ich das. Es war geplant, daß insgesamt zehn Mannschaften teilnehmen sollen – sieben davon sollten in Berlin lebende Fanclubs verschiedener Vereine sein. Der ursprüngliche Gedanke war ja, daß gerade wir als Fußballfans mit dieser Veranstaltung ein Zeichen setzen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Leider gestaltete sich die Suche nach Teilnehmern etwas schwieriger als erwartet. Über 30 Einladungen habe ich verschickt. Einige hatten an dem Wochenende keine Zeit wegen anderer Turniere, einige hatten Interesse aber nicht genug Leute für eine Mannschaft. Von den meißten allerdings bekamen wir nichtmal eine Antwort. Das war zum Teil schon sehr enttäuschend! Aber entmutigen ließen wir uns dadurch nicht. Es gab einige Freizeit- bzw. Betriebsmannschaften, die Interesse hatten. Uns war es aber wichtig den „sozialen Hintergrund“ der Veranstaltung zu bewahren. Also wurde noch eine Mannschaft der „Lichtenberger Werkstatt für Behinderte“ und ein Obdachlosenteam von „Gangway“ eingeladen. Die Leute von „Gangway“ konnten leider auch nicht, da sie am Tag zuvor zu einem Turnier in Nürnberg eingeladen waren. Am Ende hatten wir dann 8 Mannschaften am Start – zwei Flüchtlingsteams, ein Team des DRK, LWB (Lichtenberger Werkstatt für Behinderte), „Berliner Bagaasch“(FCK), „Havelpralinen“(Fortuna Düsseldorf), „Clubberer 04“(FC Nürnberg) und die „Hertha Freunde Süd“. Leute – vielen Dank für Eure Teilnahme!

Als nächstes wurden einige Tageszeitungen , Fernseh- und Radiosender eingeladen. Auch hier hielt sich das Interesse sehr in Grenzen. Schade – hätte doch gerade hier auch mal etwas positives über Fußballfans berichtet werden können.

Die „Rheinpfalz“ veröffentlichte zumindest vorab ein Interview über unser Engagement im sozialen Bereich. Hierfür möchte ich mich nochmal in aller Öffentlichkeit bedanken!

Selbstverständlich mußten extra für dieses Turnier spezielle Shirts angefertigt werden. Hier hatten wir die Idee, daß dieses einem Trikot ähneln sollte. Also suchten wir ein entsprechendes Shirt aus und überlegten uns, was auf die Rückseite soll. Zu dem Rückendruck gab es dann von „Außenstehenden“ auch Fragen. Deshalb an dieser Stelle die Erklärung: Jeder Teilnehmer hieß Ramona und hatte die Rückennummer 16. Ramona ist unsere Lieblingsbedienung in unserer Stammkneipe – also sozusagen ein Dank an sie. Die 16 steht einfach für die Jahreszahl und Tagblatt ist unsere Stammkneipe in Friedrichshain. So einfach ist das. Vielen Dank an dieser Stelle an Martin in Ludwigshafen, der uns wie immer die Datei angefertigt hat! Pfälzer Qualität eben!

Für manch einen das wichtigste an so einem Tag – das Catering. Was und wieviel soll man einkaufen? Diese Frage ist schwer zu beantworten, da es unmöglich ist abzuschätzen wie viele Leute am Ende kommen würden. Hier galt es auch zu beachten, daß ein Teil der Flüchtlinge Moslems sind und man hier nicht einfach nur Bratwurst und Schweinesteak auftischen kann. Auch halal sollte das Essen sein. Also wurde bei einem türkischen Händler Lamm, Hähnchenfleisch und Haloumi bestellt. Im Laufe der Zeit gab es dann noch die Info, daß zum Zeitpunkt des Turnieres gerade Ramadan ist, weshalb die bestellten Mengen nochmal reduziert wurden. Da es ja schon 10:00 losgehen sollte überlegten wir uns zu Beginn erstmal belegte Brötchen anzubieten. Das war eine sehr gute Idee! Alles was geschmiert wurde, wurde auch gefuttert. An dieser Stelle möchte ich nochmal Danke sagen, daß mein Stammbäcker die Bäckerei Rauch bereit war uns für einen Sonntag 500 Schrippen zu backen!

Einige unserer Mitglieder bereiteten vier verschiedene leckere Salate zu, welche schon sehr früh alle waren. Vielen Dank auch hierfür! Gegen Mittag wurde dann der Grill angeheizt. Bratwurst und Schweinesteaks gab es selbstverständlich trotzdem – und natürlich Bier! Das Thema Bier war auch nicht ganz so einfach zu klären wie gewünscht. Da es Faßbier sein sollte, konnten wir nicht einfach so einkaufen. Es bringt ja nichts, wenn wir dann ein oder mehr Fässer Bier übrig haben. Außerdem benötigten wir eine Zapfanlage und jede Menge Becher. Hier hofften wir auf die Unterstützung einer Brauerei. Als meine Anfrage negativ beantwortet wurde, wendete ich mich an verschiedene Getränkehändler, was allerdings auch keinen Erfolg brachte. Schade, hier hatten wir eigentlich gehofft, daß die Brauerei so eine Veranstaltung unterstützen würde. Da half mir der Zufall weiter. Als ich eines abends im Tagblatt saß und mich mit Ramona unterhielt bzw. ich von dem Bierproblem erzählte, sagte sie, daß sie im Garten eine mobile Zapfanlage stehen hat und uns zur Verfügung stellen würde. Klasse – Ramona ist eben die Beste! Nun hatten wir aber immer noch kein Bier. Dieses Problem wurde aber dann doch noch unproblematisch gelöst. Ich fragte einfach Halil den Wirt vom Tagblatt, ob wir uns in seinem Keller bedienen könnten. „Selbstverständlich“ sagte er. Nimm mit was du willst und bezahl was du verbrauchst – den Rest bring zurück. Klasse – ca. 15 Mails hätte ich mir sparen können. Aber manchmal ist es eben so, daß man erst etwas Aufwand betreibt, enttäuscht wird und dann doch noch Glück hat. Also schleppte ich 200 Liter Bier aus dem Keller, wovon dann 150 Liter getrunken wurden. Vielen Dank Halil!

Zu unserer Überraschung mußten wir während der Veranstaltung ausgerechnet Cola und alkoholfreies Bier nachkaufen. Naja, Fußballfans sind halt auch nicht mehr das was sie mal waren.

Insgesamt ist dann doch noch eine Menge Zeug übrig geblieben, weggeworfen wurde aber selbstverständlich nichts. Eine große Menge Hähnchenfleisch, Mineralwasser und Apfelschorle haben wir unseren Gastgebern geschenkt. Die können das gut für ihr Sommerfest verwenden. Der Rest wurde unter den Gästen und Mitgliedern verteilt.

Da die Sportanlage jede Menge Zaunfläche zum schmücken bot, war natürlich klar, daß wir dies auch tun würden. Mit was war auch schnell geklärt. Zunächst natürlich ein großes Hauptbanner mit dem Namen des Turnieres (BAGAASCHREFUGEE-CUP), und eben die Logos aller Teilnehmer. Aufgrund fehlender eigener bzw. geeigneter Räumlichkeiten war zunächst unklar, wie wir diese Idee in die Tat umsetzen können. Ich fragte kurzerhand bei meinem Chef an, ob wir an Wochenenden die Firma dafür nutzen dürften. Durften wir. Also wurden zwei Samstage als Maltage festgelegt, das Lager leergeräumt und Banner gemalt. Nur mit Pinsel und Farbe kann man allerdings nicht jeden motivieren, weshalb zu den Maltagen auch jede Menge Bier und Grillgut rangeschafft wurde. So wurden auch die beiden Samstage zu einem schönen Erlebnis für alle Beteiligten.

Von Anfang an war natürlich klar, daß die ganze Sache eine Menge Geld kosten würde. Dies spielte für uns aber erstmal keine allzugroße Rolle, wir wollten das Ding auf jeden Fall und in gewohnter Bagaaschqualität durchziehen. Da bei uns im August die Mitgliedsbeiträge für die kommende Saison fällig sind und dadurch auch wieder etwas Geld in die Kasse kommt, wurde eigentlich kein Limit gesetzt. Machen und gucken was es kostet. Naja gut, ein wenig wurde schon kalkuliert, aber eben keine Kostengrenze festgelegt. Natürlich wollten wir die Kosten so gering wie möglich halten, da ja geplant war ein paar Mark Gewinn zu machen und diesen dann an die Jugendmannschaften unserer Gastgeber und das DRK zu spenden. Also kamen wir auf die Idee auch nach Sponsoren zu suchen und wurden schnell fündig.

Einen nicht geringen Teil der Kosten machten die Medaillen und Pokale aus. Diese wurden komplett von der Firma Kulturplakatierung Berlin GmbH übernommen.

Den Spielern der Flüchtlingsmannschaften sollten extra Shirts geschenkt werden. Diese wurden von Lernwerk GmbH zur Verfügung gestellt.
Die Kosten für 500 Schrippen übernahm die Firma Bohmeyer&Schuster GmbH.

Zusätzlich gab es noch einige Geldspenden von aktuellen und früheren Mitgliedern der Bagaasch.

Allen Spendern wollen wir hier nochmal unseren Dank aussprechen! Ohne Euch hätte manche Idee so nicht umgesetzt werden können!

Die Woche vor dem Turnier wurde nochmal richtig anstrengend. Drei Tage hat es gedauert bis alles auf dem Sportplatz war – eingesammelt werden mußte alles unter anderem in Reinickendorf, Hohenschönhausen, Wilmersdorf, Lichterfelde, Karlshorst, Friedrichshain, Zehlendorf usw. Durch halb Berlin führte die „Reise“ in mehreren Touren. Aber dank logistischer Höchstleistung klappte dies alles reibungslos.

Dann kam der Tag X. Bereits 8:00 wurde mit dem Aufbau begonnen. Hier waren dann fast alle Bagaaschmitglieder beteiligt. Während auf der einen Seite noch der Stand aufgebaut wurde, wurden auf der anderen Seite schon die Brötchen geschmiert. Der Verkaufsstand wurde standesgemäß mit rotweißen Fahnen dekoriert, was natürlich ein schönes Bild abgab. Nach und nach trafen dann auch die Mannschaften ein. Zuerst die Herthaner, welche sich auch gleich ans Warmspielen machten. Respekt – die wahrscheinlich weiteste Anreise aus dem Süden Berlins und sportlich hoch motiviert! Die für 10:00 geplante Turniereröffnung wurde dann aber doch noch etwas verzögert. Das Team der Flüchtlinge aus der Ruschestraße tauchte nicht auf. Was also sollten wir tun? Ausgerechnet ein Flüchtlingsteam kommt nicht? Ingo hatte die spontane Idee auf dem Nebenplatz anwesende Vietnamesen zu fragen ob sie nicht Lust hätten einzuspringen. Hatten sie aber leider nicht. Also wurde aus der Mannschaft aus Karlshorst einfach ein zweites Team rekrutiert und das Turnier konnte beginnen. Während der Eröffnungsrede kamen dann doch noch die Jungs aus der Ruschestraße und wurden nun auf die bestehenden zwei Mannschaften aufgeteilt.

Das Eröffnungsspiel bestritt die Bagaasch gegen Refugees 1, welches 0:0 unentschieden endete. Von sportlicher Seite her sollte der Tag auch nicht wirklich besser werden für uns. Mit fünf Punkten und einem Tor landete die Bagaasch schließlich auf dem letzten Platz. Hier wurde uns mal wieder klar, daß wir öfter zusammen spielen sollten. Wir haben zwar einige ziemlich gute Einzelspieler, aber als Mannschaft sind wir einfach nicht genug eingespielt. Dies wird sich allerdins ändern und nächstes Jahr zeigen wir es Euch allen!

Frust kam aber trotzdem nicht auf. Alle Beteiligten haben wirklich alles gegeben und bis zum Schluß gekämpft! Lautrer geben niemals auf!
Den ersten Platz erkämpften sich die Havelpralinen von Fortuna. Glückwunsch dazu! Euch gönnen wir es besonders, denn immerhin nimmt die Bagaasch jedes Jahr einen Pokal vom Kickerturnier der Düsseldorfer mit nach Hause. Jetzt habt Ihr halt mal einen Pokal bei uns abgegriffen.
Insgesamt kann man das Turnier als großen Erfolg „verbuchen“. Der ganze Tag lief in angenehmer und freundschaftlicher Atmosphäre ab. Es gab glücklicherweise keine größeren Verletzungen und grobe Fouls waren auch nicht zu sehen. Hier und da standen Leute zu einem Gespräch zusammen, die sich vorher nicht kannten und sinnlose „Pöbeleien“ unter uns Fans verschiedener Vereine blieben ebenso aus. Eben ganz so wie wir uns das vorgestellt hatten. Etwas überrascht war ich von den Nürnbergern. Von den Kickerturnieren kennen wir sie eigentlich als gesangsfreudige Truppe – diesen Rang haben Euch diesmal aber eindeutig die Herthaner abgelaufen!
Von Ingo erfuhr ich dann, daß die Flüchtlinge sich sehr wohl gefühlt haben und sich über diese Abwechslung zu ihrem Alltag in der Notunterkunft sehr gefreut hatten. Sehr gut, denn das war auch unser Anliegen! Natürlich haben wir vereinbart im nächsten Jahr wieder so ein Turnier durchzuführen.

Ich möchte an dieser Stelle nochmal allen Beteiligten Danke sagen, daß Ihr zu diesem schönen und erfolgreichen Tag beigetragen habt! Euch alle werden wir auch beim nächsten Mal einladen!

Zum Schluß möchte ich mich noch kurz zum finanziellen äußern. Nachdem alle Rechnungen bezahlt waren hatten wir in der Kasse einen Überschuß von 235,84. Hiervon haben Carsten und Ines ein kleines „Trinkgeld“ als Dankeschön für ihren Einsatz bekommen. Carsten ist der Platzwart, welcher an dem Tag für uns Überstunden machte und jederzeit ein offenes Ohr hatte bzw. sich stets um irgendwelche Anliegen gekümmert hat. Ines ist die gute Fee, die Euch im Casino mit Kaffee und Kuchen versorgt hat. Sie hat mit der Bagaasch gar nichts zu tun und macht das ganze ehrenamtlich. Also großen Respekt, daß sie ihren Sonntag für uns geopfert hat!

Der Rest des Geldes wird aus unserer Kasse auf 600,- aufgestockt. 200,- davon gehen an die Jugendmannschaft, der Rest kommt den Flüchtlingen zugute. Hier haben wir uns aber nach Rücksprache mit Ingo entschlossen das Geld nicht einfach zu spenden, sondern weitere „Aktionen“ mit den Flüchtlingen durchzuführen. Erste Ideen hierzu sind z.B. daß wir sie einladen, wenn der FCK bei Union spielt oder eine Dampferfahrt mit ihnen durchführen, damit sie zumindest die „Sehenswürdigkeiten“ von Berlin besser kennenlernen. Auch ein Museumsbesuch oder ähnliches wäre denkbar. Wir sind der Meinung, daß wir mit sowas etwas direkter helfen können, als „einfach nur“ das Geld zu überreichen. Auf jeden Fall werden wir uns auch hin und wieder zu einem kleinen Freundschaftsspiel verabreden. Für was genau das Geld am Ende verwendet wird, werden wir noch entscheiden und Euch dann auch darüber informieren.

Jetzt müssen wir erstmal noch bei einem Turnier der Herthaner und bei den Havelpralinen antreten, dann gibt es eine kurze Sommerpause mit Vorstandswahl bei der Bagaasch und danach sehen wir, wie es weitergeht.
Sicher ist jedenfalls, daß die Aktion „Bagaasch sozial“ weitergeführt wird!
Soweit für heute von uns.

Teuflische Grüße
Axel

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