Nach dem unvergesslichen Wochenende im Oktober 2010 mit Ronnie Hellström, machten wir uns im Zuge unseres „Heimspiels“ in Berlin daran, die beliebte Reihe der Fußballkulturabende fortzusetzen. Zu Gast im Gun-Club am Vorabend des DFB-Pokal Spiels bei Hertha BSC waren Roger Lutz, aktueller Teammanager und FCK-Urgestein, sowie Jürgen Kind, Buchautor, Kandidat für den Aufsichtsrat und langjähriger Schlachtenbummler der Roten Teufel mit über 1.000 Live-Spielen auf dem Buckel.
Der Gun präsentierte sich gut gefüllt mit rund 60 Leuten. Eine Mischung aus früh angereisten Auswärtsfahrern, Bagaasch und Umfeld warteten auf den mit Verspätung eintreffenden FCK- Funktionär. Die Zeit wurde, ganz pfälzisch gemütlich, mit Gesprächen und Einstimmung auf das kommende Spiel überbrückt. Als man schon ohne den Stargast beginnen wollte, fand er dann endlich den Weg durch die Tür: „Berlin is halt doch ä bißche greßer als Bärmesens…“
Nach herzlicher Begrüßung steckte man dann auch schon mittendrin in der Vergangenheit. Ohne Umschweife und angenehm direkt zeigte sich der 2-malige Deutsche Meister und Pokalsieger von seiner besten Seite und wartete mit der ein oder anderen Anekdote auf. Andy Möller erschauert wohl noch immer beim Klang des Namens Roger Lutz.
Einfach schön und spannend zugleich, entführt zu werden in eine Zeit in der Kampf, Teamgeist und Identifikation grundlegende Säulen unseres Vereines bildeten und wir so in der Rolle des Underdogs die Großen das Fürchten lehrten. Ein Plädoyer dafür, den Kontakt mit alten verdienten FCK-Spielern zu halten, welche genau diese Werte vorlebten und noch immer weitertragen können. Auf jeden Fall gestaltet sich ein solcher Abend weitaus interessanter, als die x-te Autogrammstunde mit einem 21-jährigen Fußballjugendlichen, der in einem Jahr nicht mehr weiß wo er demnächst spielen wird. Hier standen Männer mit Geschichten und einer Vita, die es einem erlaubt auch mal über den Tellerrand des heutigen Fußballgeschäfts hinaus zu schauen. Hieran knüpfte Jürgen Kind mit einer Lesung aus seinem Buch „Unterwegs im Namen der Roten Teufel“ nahtlos an. Gespickt mit Eindrücken aus seiner reichhaltigen Sammlung als Allesfahrer, gab er Kapitel zum Pokalsieg 1990 und zur legendären Meisterschaft 1991 zum Besten. Dies stieß in lebhafter Runde auf viel Resonanz und wurde mit Berichten aus dem Publikum ergänzt. Anschließend feierte man zusammen die gute alte Zeit, während das legendäre Meisterschaftsendspiel in Köln von 1991 auf der Leinwand lief. Die ein oder andere Grätsche, die Tore und selbstverständlich die anschließende Meisterschaftsfeier samt Platzsturm, sorgten für ein nahezu Live-Erlebnis, welches vielfach begossen wurde. In Anbetracht der großartigen Stunden, wird es uns eine Verpflichtung sein die Reihe „Gelebte Tradition“ in Zukunft fortzusetzen. To be continued.